Stefan Strasser, erfolgreicher Züchter und Gründer der Lilienarche sowie Koordinator des Teilnetzwerks Lilium, berichtet über seinen Werdegang vom 5-Jährigen „Lehrling“ seines Vaters zum begeisterten Liliensammler und –erhalter.
Eines Sonntags sagte mein Vater Viktor Strasser: „Wir züchten unsere Lilien jetzt selbst“. Dann zeigte er uns ein Buch von Carl Feldmaier mit dem Titel: DIE NEUEN LILIEN. Das war 1967 und ich war gerade 5 Jahre alt. So begannen wir zu bestäuben, auszusäen, zu pikieren und zu kultivieren. Schon nach zwei Jahren erblühten die ersten eigenen Sämlinge in unserem Garten. Von Anfang an war ich mit dabei und so begann eine Leidenschaft für eine Staude, wie ich sie mir nicht hätte vorstellen können.
Meine Liebe zu den Lilien war geboren. Von da an wurden immer mehr Beete in unserem Garten zu Lilienbeeten. Waren es zuerst zwei, drei Dutzend Lilien, wurden es schnell einige Hundert. Mein Vater war seit vielen Jahren Mitglied der Deutsche Iris- und Liliengesellschaft und nahm mich zu den Treffen mit. So hörte ich die alten Hasen reden. Schacht, Fuchs, Köhlein, Hörster, Feldmaier, Klein, Kiel und viele andere erzählten von ihren Lilien und was sie wie machten, um immer schönere zu züchten.
Ich hatte das große Glück von den Besten zu lernen.
Die Jahre vergingen und wir hatten bereits eine beachtliche Sammlung, einschließlich guter eigener Sämlinge, als wir 1978 zum ersten Mal eine eigene Züchtung auf der internationalen Lilienausstellung zeigten. 'Saskia' gewann den Burda-Pokal als beste Neuzüchtung des Jahres. Mehr als 20.000 Lilien waren zu der Zeit bereits in unserem Garten. Und es wurden immer mehr.
In den Jahren 1990 bis 2000 verschwanden immer mehr gartenwürdige, wunderschöne Lilien. Ich begann dies zu hinterfragen und erkannte, dass es höchste Zeit sei, sie vor dem Aussterben zu bewahren. Bis zur Gründung meiner Lilien-Arche im Jahr 2009 konnte ich bereits einige hundert erhaltenswerte Sorten aufpflanzen.
Als Gründungsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen, die 2010 startete, und des Netzwerk Pflanzensammlungen, das 2011 folgte, konnte ich meine Liliensammlung bereits frühzeitig einbringen und von meinen Erfahrungen berichten. Im Jahr 2013 wurde ich mit der Lilien-Arche unterstützender Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen.
Im Jahr 2017 wurde die Lilien-Arche zur Teilnetzwerkkoordinationsstelle des Teilnetzwerks Lilium der Genbank für vegetativ vermehrte Zierpflanzen als Bestandteil der Deutschen Genbank Zierpflanzen ernannt und ich als Koordinator eingesetzt.
Seitdem konnte ich noch mehr verschollene Lilien finden, verifizieren, vermehren und verbreiten. Denn es nützt der nachhaltigen Erhaltung von schönen, gartenwürdigen Lilien nicht, wenn sie nur in der Lilien-Arche in Erlangen stehen. So konnte ich viele Lilien 2010 im egapark Erfurt, sowie über 10.000 Lilien zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz, tausende zur Buga Havelregion 2015, hunderte 2018 auf der Landesgartenschau in Würzburg und mehr als 4.000 Lilien zur Bundesgartenschau 2021 in Erfurt aufpflanzen.
Auch in Italien, im Schloss Trauttmandorff wachsen seit 2021 mehr als 1.500 Lilien aus der Lilien-Arche. Dazu kommen noch tausende Lilien, die ich an private Sammler und Liebhaber in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Österreich verschickt habe.
Um meine Erfahrungen weiterzugeben, biete ich in der Lilien-Arche regelmäßig Führungen und Workshop an. Auch halte ich Vorträge zu Lilien von Graz bis Hamburg, wo immer ich eingeladen werde um Gartenwürdige Lilien vorzustellen und über ihre Kultur zu berichten.
Hier der Link zur Lilien-Arche: https://lilienarche.de/
Text und Bildquelle: Stefan Strasser
Bild 1: BUGA Erfurt 2021 Hallenschau „Im Zeichen der Lilie“
Bild 2: Lilium 'Sommersprosse'
Bild 3: Lilium speciosum var. uchida
Bild 4: Lilienvermehrung durch Brutzwiebeln bei Türkenbundlilien
Bild 5: Teilansicht der Lilien-Arche
Bild 6: Schuppenvermehrung in der Lilien-Arche
Bild 7: Teilübersicht der Lilien-Arche
Bild 8: Lilium auratum
Bild 9: Versuchsreihe Torffreie Bio-Substrate in der Lilien-Arche
Bild 10: Bis bald in der Lilien-Arche