Ein paar Wichtigkeiten zu den Taglilien:
Taglilien (Hemerocallis) sind Prachtstauden, deren moderne Züchtungen noch viel zu unbekannt sind. Die botanische Bezeichnung kommt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt: Tagschönheit. Die meist gelben Wildformen stammen aus Asien und ab den 30er Jahren entstanden die ersten modernen Hybriden. ...
Noch in 1969 schrieb der berühmte deutsche Staudenzüchter Karl Foerster in seinem Buch „Neuer Glanz des Gartenjahres“ und ahnt: „Im Hemerocallis-Reich erschließt sich uns ein ganz neuer Erdteil der Blumenfreude von einer Mannigfaltigkeit jenseits aller unserer Ahnungen." In der Tat: Besonders die amerikanischen Züchter haben hier einen Riesenvorsprung herausgearbeitet. Allein in 1996 wurden 1400 neue Sorten bei der amerikanischen Hemerocallis Society (AHS) registriert. Nur diese Gesellschaft registriert weltweit alle Neuzüchtungen. Inzwischen sind es etwa 91000 registrierte Sorten. Dort werden besonders wertvolle Sorten in verschiedenen Kategorien jährlich ausgezeichnet.
Auch die Fachgruppe Hemerocallis in der Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS; www.gds-staudenfreunde.de) unterhält in drei verschiedenen Klimazonen in Cottbus, Höxter und Wojslawice (Polen) Sichtungsgärten und bewertet die dort eingesendeten und aufgepflanzten Sorten der europäischen Züchter. Dr. Tamberg aus Berlin obliegt dann die jährliche Auswertung nach einem festgelegenen System. Die besten Sorten werden in folgender Rangfolge ausgezeichnet; dabei darf das Prädikat erst verwendet werden, wenn die Sorte bei der AHS registriert wurde: Hervorragende Gartensorte (HG), Wertvolle Gartensorte (WG) oder Empfehlenswerte Gartensorte (EG).
Fast alle Farben und solche, die es sonst nirgendwo bei anderen Blumen gibt, findet man bei den modernen Taglilien. Das Farbspektrum reicht von fast weiß bis fast schwarz, über kupfer, lachs, rosa, rot, pink, lavendel bis purpurn mit endlos vielen Zwischenfarben. Dazu kommen geäugte und solche mit andersfarbigen Rand. Nur reines weiß und reines blau blieb trotz aller Bemühungen den Züchtern bisher versagt. Die Blütengrößen können von der Miniatur mit nur 5 cm Durchmesser (BELLE ISLE EYE) bis 20 cm im Durchmesser vorkommen. Auch gibt es verschiedene Blütenformen: stern - und trompetenförmige, runde, gerüschte, gefüllte und spinnenförmige (Spider) mit langen schmalen Blütenblättern. Diese zeigen die größten Blütendurchmesser.
Die einzelne Taglilienblüte hält sich jeweils nur einen Tag. Sie harrt z. B. als Tischschmuck völlig ohne Wasser aus bis der Tag sich neigt uns sie ihre Bestimmung erfüllt hat, einen Tag lang ihre Schönheit zu offenbaren. Die Blüten an einem eingewachsenen Exemplar entwickeln sich in großer Zahl und es ist nicht selten, dass dabei eine Flordauer von fünf bis sieben Wochen entsteht. An einem einzigen Blütenstiel entwickeln sich manchmal bis zu dreißig Blüten. Überwiegend liegen die Höhen der Taglilien bei 60 bis 70 cm und die Blütezeit beginnt etwa ab einer Höhe von 20 cm. Einige Sorten erreichen sogar eine Höhe von 180 cm (BERLIN TALLBOY).
Taglilien zeichnen sich dadurch aus ausgesprochen pflegeleicht zu sein. Sie gedeihen auf jedem normalen Gartenboden, außer auf Böden, auf denen auch sonst nichts wächst. Der Standort sollte möglichst sonnig sein. Sonnige, helle Tage, die einer feuchtwarmen Nacht folgen, ergeben eine besonders leuchtende Taglilienblütenpracht. Ebenfalls kennen Taglilien keine Blattläuse, sie leiden nicht unter Raupenfraß, sie überdauern Trockenheit und Frost. Unter ihren grasähnlichen Blattbüschen gedeiht kaum Wildkraut. Das Umherwuchern, wie das noch von alten, etwas verrufenen Beständen bekannt ist, gibt es bei den modernen Hybriden nicht mehr.
Hemerocallis sind von Natur aus diploid (mit einem Chromosomensatz ausgestattet). Züchtern ist es jedoch gelungen, den Chromosomensatz zu verdoppeln. Diese Sorten sind dann tetraploid, von sehr fester Substanz und Zuchtziele sind somit schneller erreichbar. Kreuzungen sind jedoch nur bei gleichen Anlagen möglich.
Die Hemerocallis Sorten können in drei Kategorien eingeteilt werden: im Winter einziehend, halbimmergrün und immergrün. Bei Sorten der letzten beiden Kategorien ist auch zur Winterzeit ein grüner Spross an der Basis vorhanden. Ursache dafür ist die ständige Inzucht in den Treibhäusern unter der Sonne und dem tropischen Klima von Florida, wo sich die meisten Züchter niedergelassen haben. Dort gibt es keinen Winter und die Taglilien lassen es sich ebenfalls gutgehen. Sie haben inzwischen vergessen wo sie herkommen; nämlich aus Japan und China. Die Eigenschaft sich rechtzeitig vor dem Winter durch ,,sich Einziehen“ in Sicherheit zu bringen ist den meist wundervollen Sorten leider zum Teil verloren gegangen. Für Frostregionen wie bei uns nördlich der Alpen, ist die Einteilung nach immergrün bzw. halbimmergrün nach meiner Ansicht unbrauchbar. Eine Einteilung der Frostempfindlichkeit nach Temperatur in °C ist hier wichtiger. Nach der Erfahrung aus dem pausenlos lange anhaltenden Barfrostwinter 2002/03 in dem mir einige Sorten verloren gegangen sind, scheint es mir wichtig solche frostempfindlichen Sorten zu kennzeichnen soweit deren Empfindlichkeit für unser Klima bekannt ist. Und zwar nehmen diese Sorten Schaden bei Frost unter -3°C, -6°C, -12°C oder sind frosthart. Damit sind die frostempfindlichen Sorten bekannt und können durch ein Abdecken mit Fichtenzweigen geschützt werden. Dadurch wird der Wechsel von frostigen zu milden Perioden abgemindert. Aber auch ohne Schutz erholen sich diese Sorten meistens mehr oder weniger.
Die Pflanzzeit der Taglilien ist von April bis Oktober. Die Pflanzstelle wird wie üblich möglichst an einer sonnigen Stelle vorbereitet und in deren Mitte ein kleiner Hügel geschaffen. Über den werden die Wurzeln nach allen Seiten verteilt ausgebreitet. Es ist darauf zu achten, dass der Wurzelansatz endgültig etwa 2 bis 3 cm unter der Erdoberfläche sitzt. Andernfalls verzögert sich jedes Blühen bis sich die Pflanze von selbst auf diese Höhe einwächst. Der Abstand der Pflanzen sollte untereinander bei etwa 60 bis 70 cm liegen. Nach drei Jahren zeigt ein prachtvoller Tagilienblütenbusch so richtig was er kann.
Soweit das Wichtigste für Sie über Taglilien. Irgendjemand sagte: "Taglilien sind das bestgehütetste Geheimnis unserer Tage." Sie werden sehen, es ist so: Die modernen Taglilien sind noch zu unbekannt. Sie können sie in Ihrem Garten präsentieren.
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Taglilien!
Heinz Majaura
Text und Fotos: Heinz Majaura