Im ostthüringischen Bad Köstritz liegt der Ursprung der deutschen Dahlienzucht. Die Kleinstadt ist bis heute berühmt für ihre international bekannten Dahlienzüchter. Im Mai 2007 wurde hier das Dahlienzentrum Bad Köstritz mit Archiv, Schaugarten und Ausstellung unter aktiver Mitwirkung der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen-Gesellschaft (DDFGG)...
anlässlich der Eröffnung der BUGA in Gera und Ronneburg eingeweiht. Von Anfang an arbeitete Wolfgang Ritschel hier ehrenamtlich mit und versuchte Ordnung in die Systematik der Dahlien zu bringen. Auf zirka 300 m² Fläche befinden sich etwa 450 Exemplare, darunter etwa 80 wertvolle alte Sorten und eine kleine Kollektion von Arten und Wildhybriden. Damit eine Dahlie als „historisch“ oder „alt“ bezeichnet werden kann, sollte sie älter als 50 Jahre sein, betont der engagierte Dahlien-Quereinsteiger.
Der Ursprung aller Züchtungen führt allein auf eine Pflanzenart Dahlia variablis hort. oder D. × cultorum zurück. Die orangefarbene Ball-Dahlie ‘Kaiser Wilhelm I.’ von 1881, ein attraktiver Hingucker im Dahlien-Zentrum, gilt als älteste existierende deutsche Sorte und stammt vom Blumenliebhaber und Handelsgärtner Christian Deegen, der bereits im Alter von 14 Jahren Georginen (damalige Bezeichnung für Dahlien) züchtete und 1826 in Köstritz die erste deutsche „Handelsgärtnerei mit Georginen“ gründete. Über 20 Jahre zuvor hatte Alexander von Humboldt von seiner legendären Südamerikareise Dahliensamen für den Botanischen Garten Berlin gebracht und löste damit ein landesweites Dahlienfieber aus. Unter den Arten und Wildhybriden ist die meist zartlila blühende, ursprünglich aus Mexiko stammende Dahlia merckii hervorzuheben, benannt nach dem Hamburger Senator und Pflanzenliebhaber Heinrich Johann Merck (1770 – 1853). Die heutigen Köstritzer Neuzüchtungen gehen weitgehend auf den Dahlienzüchter Heinz Panzer zurück, der seit den 1990er-Jahren über 40 Neuzüchtungen kreierte. Dazu zählen preisgekrönte Züchtungen wie ‘Belvedere’, ‘Köstritzer Jubiläum’ oder die kleine rotgelb leuchtende Sorte ‘Erna Panzer’. Der Gartenbaubetrieb „Paul Panzer“ besteht seit 147 Jahren und zählt zu den ältesten in Deutschland. Weltweit gibt es über 20.000 Dahliensorten und eine kaum zu überblickende Vielfalt, die von kleinen Pompons und niedrigen Mignons bis zu 2 m hohen Sorten variiert. Seit 2017 führt die DDFGG insgesamt 15 Dahlienklassen, in denen die Dahlien nach Gestaltung und Form der Blume unterschieden werden.
Text: Bettina de la Chevallerie Fotos: Dahlien-Zentrum Bad Köstritz