In der Prüfstelle Hannover des Bundessortenamtes gibt es neben den ständig wechselnden Kulturen des Prüfungsanbaus auch ein paar sehr interessante Dauergäste zu entdecken. Seit 2016 befindet sich die zentrale Erica-Sammlung als Teil der Genbank für vegetativ vermehrte Zierpflanzen im Bundessortenamt.
Das Bundessortenamt (BSA) erhält rund 100 Arten und Sorten. Manche davon sind in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet bereits selten und in Deutschland ansonsten kaum zu finden. Viele der Arten stammen ursprünglich aus Afrika, einige aber auch aus Australien oder Europa und treten dort oft nur in kleinen Gebieten oder in speziellen Lebensräumen auf. Dementsprechend anspruchsvoll ist es, allen Kulturansprüchen der unterschiedlichen Pflanzen gerecht zu werden. Einige mögen es eher feucht, andere können gar nicht genug Sonne und Wind bekommen und manche werden in ihren natürlichen Habitaten regelmäßig durch Brände zum Neuaustrieb angeregt.
So herausfordernd diese Sammlung ist, so vielfältig und interessant ist ihr Erscheinungsbild, insbesondere das der Blüten. Hier finden sich neben unscheinbaren, kleinen weißen Glöckchen auch mehrere Zentimeter lange, zweifarbige Röhrenblüten in leuchtend rot und grün wie bei E. unicolor ssp. mutica. Manche treten in Hülle und Fülle auf, andere sind in kleinen Gruppen aus drei oder vier Blüten zu finden. Die Blüten einiger Exemplare wie z.B. Erica urna-viridis kleben erstaunlich stark, andere hingegen sind deutlich behaart, wie bei Erica cerinthoides zu sehen.
Blütenvielfalt der Erica-Sammlung (von li. nach re.) oben: E. annectens, E. curvirostris, E. mammosa, E. canaliculata
unten: E. caffra, E. unbekannt, E. baueri 'Light Pink', E. cerinthoides (Quelle: Bundessortenamt).
Und auch in Sachen Laub- und Wuchstypen hat die Sammlung eine große Vielfalt zu bieten. Erica margaritacea hat kleine, schmale Blätter, die (typisch für die Gattung) eher wie Nadeln aussehen und im Vergleich mit denen von Erica regia geradezu winzig erscheinen. Erica conspicua ist komplett mit einem so dichten Flaum überzogen, dass sie sich tatsächlich angenehm weich anfühlt. Manche Pflanzen wachsen eher als lockere Sträucher, manche sehr dicht und kompakt und andere, werden sie denn gelassen, können als Baumheiden beachtliche Ausmaße erreichen.
Im Rahmen der Genbank-Arbeit steht, zwecks Erhalt der Sammlung, auch eine regelmäßige Vermehrung an. Diese erfolgt rein vegetativ. Damit die Vermehrung über Stecklinge erfolgreich ist, müssen die recht unterschiedlichen Ansprüche der Arten und Sorten berücksichtigt werden, was das Unterfangen nicht ganz einfach macht. Um die Bewurzelungs- und damit Erfolgsrate zu erhöhen, werden verschiedene Substratzusammensetzungen, Vermehrungszeitpunkte, Stecklingsarten, Temperaturen usw. getestet.
Langfristiges Ziel ist die vollständige Erfassung, Beschreibung und Foto-Dokumentation des umfangreichen Bestandes, um möglichst viele Informationen zu diesen teilweise sehr seltenen Akzessionen zusammenzutragen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Beschreibungen und Fotos der Akzessionen werden dann in der Datenbank der Deutschen Genbank Zierpflanzen veröffentlicht.