Erstmals traf sich die Facebook-Gruppe (FB) „Pelargonien-Vielfalt“ zu einem persönlichen Kennenlernen und zum Austausch von Pflanzen im Kloster Maria Laach. Dazu aufgerufen hatte der dortige Klostergärtner und Gründer der FB-Gruppe Matthias Alter. Der Einladung in das Benediktinerkloster an der Vulkaneifel folgten viele Pelargonien-Freunde, darunter auch die Grande Dame der Pelargonien, Brigitte Stisser.
Ihr Name schmückt nun eine violett blühende Neuzüchtung, die zuvor aus der Taufe gehoben wurde (Züchtung von Philipp Gießsibl).
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand natürlich die Pelargonie als über Jahrhunderte beliebte Kulturpflanze für Balkon und Garten. Zum Fachaustausch wurden auch die Projektleiterin des Netzwerk Pflanzensammlungen, Bettina de la Chevallerie, und der Geschäftsführer der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG), Jochen Flenker, eingeladen. Beide zeigten sich hoch zufrieden mit dem Treffen: „Solche Pflanzenschätze wie die Sammlungen der Gruppenteilnehmer sind einzigartig in Deutschland so Jochen Flenker. Als DGG 1822 unterstützen wir das Vorhaben dieses bedeutende gartenkulturelle Erbe anzuerkennen und sichern Hilfe zu, um den Schutz der eigenen Sammlung zu gewährleisten“.
Das bundesweit agierende Netzwerk Pflanzensammlungen konnte im Rahmen des Treffens neue unterstützende Partner innerhalb der Deutschen Genbank Zierpflanzen gewinnen. Bettina de la Chevallerie versicherte, dass die Pelargonien-Sammlungen des Kloster Maria Laach sowie die Sammlung von Andreas von der Beeck mit einer Schautafel auszeichnet werden. „Mit den Schautafeln zeichnen wir die beiden Sammler für ihren Einsatz zum Erhalt der biologischen Vielfalt aus. Die Pelargonie ist mehr als nur ein billiger Mitnahmeartikel im Einzelhandel und das wollen wir deutlich machen“, so Bettina de la Chevallerie.
Das Sammeln und Züchten von Pelargonien lässt sich auf eine lange Tradition zurückführen. Die ersten Pflanzenexemplare wurden schon um 1600 nach Europa gebracht. Ihren Siegeszug trat die auch fälschlicher Weise als Geranie benannte Schmuckpflanze im England des 17. Jahrhunderts an. Heute sind uns 250 in der Natur vorkommende Wildarten und über 10.000 Sorten bekannt. Diese schier unbeschreibliche Farben- Duft- und Formen-Vielfalt der Dauerblüher bietet den mittlerweile 150 Mitgliedern der FB-Gruppe genug Anreiz, die jeweils neuesten Errungenschaften zu posten.
Mittlerweile zeichnet sich ein richtiger Trend für Pelargonien ab. Historische Sorten werden in Ausstellungen präsentiert und es kommen interessante Neuheiten auf den Markt. Schloss Nymphenburg feierte das 200. Jubiläum ihres Pelargonienhauses und ließ die barocke Sammlung von Alois Sterler wieder aufleben. Historische Pelargonien sind auch das Steckenpferd von Andreas von der Beeck, Chefredakteur für Extra Produkte bei Haymarket Media, zurzeit stolzer Besitzer einer fast 150 Arten und Sorten umfassenden Sammlung. Beharrlich trägt von der Beeck alte Sorten wie "Bundeskanzler", "Stadt Bern" oder "Friesdorf" zusammen. Zur Recherche dient ihm hierbei eine alte Broschüre von H. K. Möhring mit dem „Titel „Kulturen für den Blumen- und Zierpflanzenbau - Pelargonien" aus dem Jahr 1949. Dort werden viele historische Pelargonien beschrieben, die heute nicht mehr erhältlich sind, weil die meisten im Heft genannten Züchterfirmen nicht mehr existieren.
Umso wichtiger sind Gärtnereien wie die von Katharina Kaltenbach in Neuenburg-Zienken http://www.kaltenbach-stauden.de) oder von Anna Angermaier in Feilnbach (http://www.gaertnerei-angermaier.de), die jenseits des Mainstreams historische und ausgefallene Raritäten für Liebhaber führen und selbst der Sammlerleidenschaft verfallen sind. Dort wird der Pelargonien-Liebhaber fündig auf der Suche nach verloren geglaubten Sorten. Beide Vielfalts-Gärtnereien sind Mitglied im Netzwerk Pflanzensammlungen.
Die Beeksche Sammlung soll im Herbst im Bildungszentrum Gartenbau in Münster Wolbeck im Gewächshaus ihr neues Quartier bekommen und steht dann auch für Unterrichtszwecke zur Verfügung. Geplant ist auch eine große Pelargonien-Ausstellung mit Beteiligung ausgesuchter Raritätengärtnereien vom 05.08. bis zum 13.08.2017 im Lehrgarten Steinfurt
Zudem halten die Duftpelargonien Einzug in die Gourmetküche und in die Nahrungsmittelindustrie. Die ätherischen Öle, die in den unterschiedlichsten Aromen aus den Blättern strömen, verfeinern z.B. Süßspeisen und Biermixgetränke und die essbaren Blüten eignen sich hervorragend zur Dekoration von Speisen.
Foto: Pelargonium "Brigitte Stisser" (Hybride aus P. caffrum x (cortusifolium x sericifolium)
Berlin, Bildnachweiß: Phillip Giesibl
Bettina de la Chevallerie, Projektleiterin Netzwerk Pflanzensammlungen