Und nicht nur das, auch die Dendranthema-Sorten (ehemals Chrysanthemum) des Foersterianers und Staudenzüchters Dr. Konrad Näser wurden aktuell auf die Freundschaftsinsel gebracht und werden ebenso im Netzwerk Pflanzensammlungen dokumentiert und registriert. Die Freundschaftsinsel Potsdam versteht sich mit dem züchterischen Nachlass Karl Foersters (K.F.) als lebendiges Museum.
Alle Sorten haben ihren Platz und werden auf den Schaubeeten gezeigt, egal ob es sich um eine gartenrobuste attraktive Staude handelt oder aber um eine heute nicht mehr gartenwürdige, erläutert der Landschaftsarchitekt Thoralf Götsch, der nun die Nachfolge von Jörg Näthe angetreten hat und der neue Teamkoordinator für die 'Gartendenkmale 'Freundschaftsinsel und Foerstergarten' ist. Herr Götsch ist zudem Gründungsmitglied des Netzwerkes Pflanzensammlungen und möchte als unterstützender Partner das Foersters Pflanzenerbe durch eine wissenschaftliche Dokumentation begleitet wissen.Aktive Unterstützung bei der Dokumentation hat auch Manfred Bielert (siehe Foto) zugesagt, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Insel, der beim jetzigen Treffen auf der Freundschaftsinsel dabei ist und durch sein detailliertes Wissen beindruckt. Seine Unterstützung weitet sich auch auf die Aufzucht und Vermehrung des Sortiments auf einer Fläche des Grünflächenamtes innerhalb der Kolonie Alexandrowka aus (wo Sorten zudem auf ihre Echtheit überprüft werden). Ohne Experten wie Manfred Bielert, er hat noch bei Foerster gelernt, würde wichtiges Wissen über die einzelne Sorten verloren gehen, z.B. welche Sorten von Foerster gute Vererber sind, wie z.B. Delphinium 'Finsterahorn'. Oder es kommt gar zu Verwechslungen zwischen den Sorten einer Gattung. Dies passierte vor einiger Zeit mit Dendranthema 'Schneesturm', einer Züchtung von Dr. Näser, die irrtümlich für Dendranthema 'Schneewolke' von Foerster gehalten wurde und auch in den Pflanzkatalogen falsch aufgeführt wurde. Deshalb ist es wichtig, die Pflanzensorten so detailliert wie möglich zu beschreiben und am besten noch mit einem Foto zu versehen, das der Verifizierung dient.
Unser Spaziergang über die Freundschaftsinsel fängt beim Foerster-Denkmal in Form einer Blüte an. „Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere!" Dieser Spruch von Karl Foerster ist in die Blütenblätter aus Edelstahl eingraviert und dient auch dem neuen Inselgärtner Thoralf Götsch als Leitfaden und Inspiration, den Nachlass des Bornimer Staudenzüchters zu erhalten und zu dokumentieren, verlorene Sorten aufzuspüren und das Sortiment an anderen Standorten zu spiegeln. Immerhin hat Foerster zwischen 1910 und 1968 über 370 verschiedene Sorten gezüchtet und neben Phlox-paniculata-Sorten kamen neue Sorten von Rittersporn, Astern und anderen winterharten Blütenstauden und Gräsern ab 1932 in den Handel.
Davon sind heute noch an die 200 verifizierte Foerster-Sorten in geometrisch angelegten Beeten auf der südlichen Seite der Freundschaftsinsel aufgepflanzt. Das Pflanzkonzept sieht vor, dass in den Außenbeeten nur Gattungen mit ihren Arten miteinander kombiniert werden und in den Innenbeeten finden sich die unterschiedlichen Sorten einer Art wieder. Um den Nachteilen dieser Monokultur zu begegnen, betreibt der Inselgärtner eine Flächenrotation (drei Felder Wirtschaft). Dieses Jahr wurden die Gattungen Phlox und Rittersporn auf andere Beete verpflanzt. Jeweils ein Beet wird statt mit Kulturpflanzen mit Gründüngungspflanzen versehen, damit sich der Boden erholen kann und sich die Bodenqualität verbessert.
Dass Foersters Erbe in diesem Ausmaß überhaupt erhalten werden konnte, hängt ursprünglich mit der Wiederherstellung des Schau- und Lehrgartens des berühmten Bornimer Staudenzüchter auf der Freundschaftsinsel im Rahmen der BUGA 2001 zusammen. An dieser Stelle ist es wichtig Bettina Bergande vom Büro TOPOS zu erwähnen , die in einer europaweit angelegten Such- und Sichtungsaktion die heute bestehende Sammlung zusammentragen ließ.
Auf dem neuangelegten Dendranthema-Beet mit Näsers Züchtungen zeigen sich die Winterastern noch in voller Blütenpracht. (C. 'Brigitte' wurde sogar bei der Staudensichtung mit zwei Sternen ausgezeichnet.) Hier treffen wir Dr. Konrad Näser höchstpersönlich an in Begleitung von Elke Pirsch, der Redakteurin der Zeitschrift GartenFlora (siehe Bild ganz oben).
Die Abgrenzung der Züchtungen aus der Zeit von Dr. Näser (1971 bis 89) zum Nachlass von KF ist schwierig, da diese nicht dokumentiert wurden, was jetzt im Jahr 2013 mit Hilfe von Manfred Bielert und Konrad Näser endlich passiert und als wichtige Sammlungsdokumentation in das Netzwerk Pflanzensammlungen einfließen wird. Die Einteilung, die im Rahmen der BUGA 2011 vorgenommen wurde, bis zum Jahr 1970 einen Schnitt zu machen, ist aus Sicht von Manfried Bielert nämlich nicht ganz richtig. Der Nachlass von KF wurde damals aus politischen Gründen durch den volkseigenen Betrieb mit dem vorgesetzten Signum "BS" - Bornimer Staudenkulturen - in den Handel eingeführt. Der Name des Züchters, der die Sorte einst selektiert hatte, durfte nicht erwähnt werden, berichtet Manfred Bielert.
Auch innerhalb des Sortiments der K. F. Winterastern sind noch einige Sorten verschollen, wie C. 'Königssohn' oder C. 'Corinna' von 1957. 'Königssohn' tauchte bis 1987 nicht im Katalog auf, gehört aber dennoch zu den Bornimer Staudenkulturen, wie Dr. Näser als langjähriger Mitarbeiter im Foersterschen Staudenbetrieb von 1958 bis 1989 bestätigen kann. Chrysanthemum x hort. hat Foerster bereits 1910 und 1913 in den deutschen Handel eingeführt, beliebte Sorten wie Nebelrose, Novembersonne, Herbstrubin wurden in den 30-er Jahren rund um Berlin weit verbreitet und eingeführt.Manchmal gelangen über passionierte Pflanzensammler im Netzwerk Pflanzensammlungen verloren geglaubte Sorten aus den eigenen Privatsammlungen zurück. Die Spur führt manchmal bis nach Russland. Nach 1945 gelangten dort Original-Foersterstauden über die Botanischen Gärten, darunter auch viele Phloxsorten, in die ehemalige Sowjetunion. Es wäre schön, wenn eine offizielle Rücküberführung weiterer Sorten, möglich wäre. Die Russen sind leidenschaftliche Phloxsammler, der Gartenphlox hat dort den gleichen Stellenwert wie bei uns die Rose. Sehr begehrt, auch in Deutschland, sind die Phloxzüchtungen des Züchters P. G. Gaganow, wie z.B. die Sorte Phlox paniculata 'Uspech'
Es wird sicherlich noch einige Begegnungen mit Thoralf Götsch geben, um sich eine möglichst vollständiges Bild über den Nachlass von K.F. zu machen.